Schmerztherapien sollten so früh wie möglich erfolgen

13. Mai 2015

Wiederholte Schmerzreize führen entweder zur Gewöhnung oder zur Sensibilisierung. Dabei hängt die Wahrnehmung von Schmerzen stark von individuellen Faktoren, wie beispielsweise der Schmerzempfindlichkeit, ab. Ständig wiederkehrende Schmerzreize können unser Schmerzempfinden verändern. Nicht abschließend geklärt ist, in welchem Maße sich das Schmerzempfinden verändert und welche strukturellen Veränderungen des Gehirns damit einhergehen.

Eine im Fachjournal „Pain“ veröffentlichte Studie, welche im Rahmen des EU-Forschungsnetzwerkes „Europain“ durchgeführt wurde, hatte das Ziel, diese Fragen zu klären. Die Forscher entwickelten zur Untersuchung ein ausgefeiltes Schmerzsimulationsprotokoll. Insgesamt 27 gesunde Probanden bekamen abwechselnd acht schmerzhafte Hitzereize und acht nicht-schmerzhafte Wärmereize am Unterarm verabreicht. Die Gesamtdauer der Reizeinwirkung betrug täglich etwa fünf Minuten. Die Temperaturen beider Reize wurden dabei für jeden Probanden anhand einer numerischen Schmerzskala individuell eingestellt (von 0=kein Schmerz bis 10=stärkster vorstellbarer Schmerz).
Die Hälfte der Probanden wurde im Laufe des Experimentes auf den Schmerz sensibilisiert, das heißt, sie empfanden die applizierten Reize mit zunehmender Studiendauer als schmerzintensiver.
Kernspintomografische Aufnahmen (MRT) des Gehirns vor Beginn und am Ende der Studie zeigten bei den Probanden, welche eine Sensibilisierung aufwiesen, eine eindeutige Abnahme der Dichte in verschiedenen Gehirnstrukturen, die bei der Schmerzverarbeitung eine Rolle spielen. Dies zeigte sich bei den übrigen Probanden jedoch nicht.

Ein täglich fünfminütiger Schmerzreiz über elf Tage kann also bei gesunden Patienten eine anatomische Umbildung des Gehirns bewirken.

Quelle: Stankewitz A, Valet M, Schulz E, Wöller A, Sprenger T, Vogel D, Zimmer C, Mühlau M, Tölle TR (2013) Pain sensitisers exhibit grey matter changes after repetitive pain exposure: A longitudinal voxel-based morphometry study. Pain: 154 (9): 1732-7.
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