Hilfestellung für Patienten bei der Implantatauswahl

19. Juni 2014

Angeregt durch eine Beratung und Untersuchung eines Patienten in unserer Praxis sei darauf hingewiesen:

Zu einer guten Aufklärung und Beratung eines Patienten, bei dem ein oder mehrere Implantate eingesetzt werden sollen, gehört auch, dass der Behandler die Vor-und Nachteile eines bestimmten Systems dem Patienten erläutert.
Von grösster Bedeutung sind dabei unter anderem: Langzeit-Erfahrungen bei der Anwendung und dauerhafte wissenschaftliche Beobachtung des Werkstoffes und des Implantatdesigns, Finanzkraft und Mitarbeiterzahl des Herstellers wegen Qualitäts-Sicherung und langjähriger Bevorratung von Teilen, Anzahl der Anwender und Stückzahl der eingesetzten Implantate.

Es kommt immer wieder vor, dass bei Patienten Beratungen angeblich besondere Vorteile bestimmter Werkstoffe hervorgehoben werden. Daher nochmals folgende Feststellungen:

  • Titan ist derzeit der Werkstoff mit überragender Bedeutung bei Zahnimplantaten.
  • Titan ist außerordentlich genau und in vielen Studien untersucht in seiner Verwendung am Menschen.
  • Alle alternativen Werkstoffe für Zahnimplantate wie Zirkonkeramik oder Peek sind extrem seltene Nischenprodukte.
  • Eine Titanallergie ist ein extrem seltenes Ereignis, nicht zuletzt ist der Werkstoff auch in der Humanmedizin bei Implantaten (Hüfte, Knie) absolut führend.
  • Es gibt derzeit keinen Grund, im Praxisalltag einen anderen Werkstoff als Titan für ein Zahnimplantat zu wählen. Dies sollte nur klinischen Studien vorbehalten sein.
  • Zirkon ist ein in der Zahntechnik verbreiteter und alltäglicher Werkstoff für Kronen und Aufbauten, der jedoch derzeit noch lange nicht in all seinen werkstoffkundlichen Eigenschaften verstanden und untersucht ist.
  • Derzeit produziert kein führender Implantathersteller in bedeutenden Stückzahlen Zahnimplantate , die nicht aus Titan sind, obwohl dies verfahrenstechnisch kein Problem für die Industrie wäre.
  • Es gibt schon überhaupt keinen Grund, für ein Implantat aus einem exotischen Material viel mehr Geld auszugeben, als für ein bewährtes Zahnimplantat aus Titan.
  • Die vermeintlichen Vorteile – biologische Verträglichkeit, Ästhetik – dieser alternativen Materialien sind wissenschaftlich derzeit nicht belegt.

 

Vor allem aufgrund der (noch) fehlenden Langzeituntersuchungen und der relativ hohen Misserfolgsquote besteht zum jetzigen Zeitpunkt kein Anlass für die routinemäßige Verwendung von Vollkeramikimplantaten (Foitzik 2010).

Wir werden Sie über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten.

Quelle : Foitzik, Ch.: Misserfolge und Misserfolgsstorys in der Implantologie. Quintessenz, Berlin (2010):16.
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